Sommerliche Leichtigkeit

Das Trio KlariCeVier zu Gast in der Villa Sawallisch.

Es gibt Abende, da passt einfach alles. So am Samstag in der Villa Sawallisch in Grassau. Unter dem Motto „Gassenhauer“ hatte die Wolfgang-Sawallisch-Stiftung im Rahmen des Musiksommers zwischen Inn und Salzach zu einem kammermusikalischen Leckerbissen eingeladen, zu einem Konzert des Trios KlariCeVier. Albert Osterhammer an der Klarinette, Sissy Schmidhuber am Violoncello (beide sind bei den Münchener Philharmonikern) und nicht zuletzt Lei Meng am Flügel (Dozentin am Mozarteum in Salzburg) spielten Werke von Johannes Brahms, Ludwig van Beethoven und Paquito D’Rivera. Osterhammer, der das Programm zusammengestellt hatte, sorgte mit launig-humorvollen Zwischenmoderationen für einen guten Kontakt zum Publikum.

„Ich habe hier schon in einigen Formationen gespielt, aber ich habe das Gefühl, dass immer dieselben Leute hier sind“, sagte Osterhammer. Es sehe das durchaus positiv, denn schließlich würden die Leute wiederkommen, auch nachdem sie ihn das erste Mal gehört haben. Los ging es mit dem Trio in a-Moll von Johannes Brahms op. 114. Eigentlich hatte sich Brahms schon zur Ruhe gesetzt, erzählte Osterhammer. Doch in Meiningen hörte er den Soloklarinettisten der dortigen Hofkapelle und entdeckte auf seine alten Tage den eigenartigen „Zauber des Klarinettenklangs“. Der inspirierte ihn zu seinen letzten großen Werken, in denen die Klarinette im Mittelpunkt steht. Das Trio, das die drei Musiker spielen, fasziniert durch seine Dynamik, die ständigen Wechsel von Tempo und Lautstärke. Osterhammers Klarinette spielt die Melodie, darin mal unterstützt vom Cello, mal vom Klavier. Lei Mengs Piano macht oft das Tempo und treibt scheinbar ihre Mitspieler an. Ein faszinierendes Stück, mal zart-melodiös, mal hämmernd-dynamisch, mal fast ein wenig jazzig-swingend. Das Trio harmoniert großartig und reißt die Zuhörer mit. Schön, dass es nach den vier Sätzen eine Pause gibt, so kann das Stück noch ein wenig nachwirken.

Beethovens Trio op. 11 trägt den Namen „Gassenhauer“, weil der dritte Satz auf einem zu Lebzeiten des Komponisten bekannten Schlager aus der Oper „Der Korsar aus Liebe“ von Josef Weigl basiert. Dazu Osterhammer: „Beethoven hat das Thema wahrscheinlich so oft gehört, dass er glaubte, es sei ihm selbst eingefallen.“ Das Trio, das Beethoven zu Beginn seiner Karriere komponiert hat, klingt so leicht und fröhlich wie sonst nur Werke von Mozart. Dafür hat Klarinettist Osterhammer eine ziemlich einleuchtende Erklärung: „Damals hat Beethoven noch alles gehört und war noch guter Dinge.“ Mit dem späteren Verlust seines Gehörs seien Düsternis und Bösartigkeit in sein Leben gekommen. Dieses frühe Beethoven-Stück jedenfalls steckte das Publikum mit seiner Heiterkeit an.

Zum guten Schluss sprang das Trio über 200 Jahre Musikgeschichte in die Gegenwart zu einem Werk des kubanischen Klarinettisten und Komponisten Paquito D’Rivera namens „Invitación al Danzón“. Das Jazz-Stück passte musikalisch und mit seiner karibischen Beschwingtheit ganz hervorragend zu dem zuvor gehörten Beethoven. Lang anhaltender Beifall der Zuhörer und ihre gelöste Stimmung waren der angemessen Lohn für die drei wunderbaren Musiker. Es gibt eben Abende, da passt einfach alles.        Martin Tofern