Phänomenales Konzert der ARD-Preisträger

„Musiksommer zwischen Inn und Salzach“ macht Station in der Villa Sawallisch in Grassau

© Traunsteiner Tagblatt | KULTUR
Freitag, 2. Juni 2023

»Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können«, zitierte Moderatorin Marion Tippmann-Böge von der Sawallisch-Stiftung aus Zarathustras Vorrede von Friedrich Nietzsche beim Konzert im Rahmen des »Musiksommers zwischen Inn und Salzach« in Grassau. Sie stellte einen Zusammenhang mit dem Namen des »Chaos String Quartett« her, das als dritter Preisträger des 71. internationalen ARD-Wettbewerbs 2022 in der Villa Sawallisch auftrat.

Sie wollen »risikofreudig und mit multinationaler Stimme auf den Kammermusikbühnen der Welt präsent sein«. Dass sie diesem Anspruch schon jetzt mehr als gerecht werden, zeigten Susanne Schäffer und Eszter Kruchió, Violinen, sowie Sara Marzadori, Viola und Bas Jongen mit einem Violoncello aus dem Jahr 1696 in verschiedenen kammermusikalischen Konstellationen mit dem Pianisten Junhyung Kim (zweiter Preis) und dem Flötisten Yubeen Kim (erster Preis), sowie mit einem musikalischen Kontrastprogramm – beinahe zum Namen passend – aus verschiedensten Stilrichtungen.

Ihre Vielseitigkeit und ihr Einfühlungsvermögen in die verschiedenen Gattungen spiegelten aussagekräftig Ludwig van Beethovens (1770 bis 1827) Streichquartett D-Dur, ebenso wider wie Robert Schumanns (1810 bis 1856) Klavierquintett Es-Dur, das für einen strahlenden Abschluss sorgte. Bei Thema und Variationen für Streichquartett und Flöte von Amy Beach (1867 bis 1944) und Trio für Flöte, Violine (Eszter Kruchió) und Klavier von Giovanni »Nino« Rota (1911-1979) stellten die jungen Musikerinnen und Musiker Spätromantisches in verschiedenen Ausprägungen vor. Überzeugend und spannungsgeladen interpretierte Junhyung Kim die Etude Nr. 13, »L’escalier du diable« (»Die Treppe des Teufels«) für Klavier solo von György Ligeti (1923 bis 2006) – trotz der Fortissimi ein klangpoetisches Werk voller Symbolkraft und mit einer existentiellen Dimension.

Über 650 Instrumentalisten aus 55 Ländern hatten die sechs Musiker hinter sich gelassen und blicken bereits auf viele Preise und eine umfangreiche Konzerttätigkeit zurück. Die Villa Sawallisch, umgeben von einem hügeligen Parkgelände, bot den musik-sommerlichen Rahmen für ihr brillantes Konzert. Jubelnde Begeisterung!

@ Beitrag und Foto von Brigitte Janoschka