Musikalischer Hochgenuss mit Nachwuchstalenten

Das Puchheimer Jugendkammerorchester bei der Sawallisch-Stiftung im Alten Bad in  Unterwössen

Von der ersten bis zur letzten Minute ein großartiges musikalisches Erlebnis war das große Konzert des Jugendkammerorchesters Puchheim (PJKO), das zu Gast bei der Wolfgang-Sawallisch-Stiftung im Alten Bad in Unterwössen sein Können zeigte. 35 hoch talentierte und motivierte Jugendliche im Alter zwischen zehn und 21 Jahren spielten ein ausgesucht schönes, abwechslungsreiches Programm unter Leitung ihres Lehrers Peter Michielsen, der das Orchester zusammen mit seiner Frau, Simone Burger-Michielsen vor 29 Jahren in Puchheim bei München gegründet hatte.

Marion Tippmann–Böge von der Sawallisch-Stiftung stellte charmant und kenntnisreich das PJKO vor und führte ins Programm ein. Inzwischen gilt das Orchester als eines der besten Jugendkammerorchester Europa weit. Alle Spieler gewannen schon mehrfach erste Plätze beim Wettbewerb Jugend musiziert und einige davon studieren bereits als Jungstudenten an der Hochschule für Musik und Theater in München.

Es begann mit der Streicher-Serenade in C-Dur, opus 48, von Pjotr IljitschTschaikowsky (1840 bis 1893), die 1881 in St. Petersburg erstmals aufgeführt wurde und schon damals ein enormer Erfolg wurde. Dem ersten Satz, der Pezzo in forma di sonatino, folgte der beschwingte Walzer, der bei der Uraufführung gleich zweimal gespielt werden musste, weil das Publikum so begeistert war. Spätestens bei diesem zweiten Satz herrschte auch in Unterwössen bei Musikern wie Publikum eine lockere, fröhliche Atmosphäre, wenn auch – auf höchstem musikalischen Niveau gespielt wurde. Der dritte Satz, die Elegie, wird nach schwermütiger Einleitung (Larghetto) zu einer herzlichen Zwiesprache zwischen Celli und Violinen. Das Finale schließlich verarbeitet ein langsames und ein lebhaftes russisches Volkslied und endet äußerst temperamentvoll (con spirito).

Voller Vorfreude auf den zweiten Teil des Konzerts genoss das zahlreich erschienene Publikum den schönen Frühlingsabend im Freien, sogar endlich wieder bei den wieder erlaubten Getränken. Auch im zweiten Teil kam keinen Moment Langeweile auf. Aus der Holbergsuite in G-Dur, opus 40, von Edvard Grieg (1843 bis 1907) erklang der erste, vierte und fünfte Satz (von insgesamt acht Sätzen), eine Festmusik zum 200. Geburtstag des nordischen Lustspieldichters Ludwig Holberg (1684 bis 1754), eine Art „Influencer“ der damaligen Zeit, wie Peter Michielsen erklärte. Ein lebendiges, liebenswürdiges Werk, das das Publikum sogleich in seinen Bann zog. Als musikalisches Kontrastprogramm danach das Larghetto, aus der Sinfonie in Es-Dur von Carl Philipp Emmanuel Bach, etwa 100 Jahre vorher, Letztes Stück war der dritte Satz, Allegro assai, aus Bela Bartoks (1881 bis 1945) Divertimento. Er hatte es 1939 in der Schweiz, im Exil für Basel komponiert, bevor auch er, wie so viele Künstler, nach Amerika auswanderte.

Das Publikum war tief beeindruckt von dem konzentrierten, engagierten und bereits höchst virtuosen Spiel der jungen Musiker. Es wurde deutlich, welche enorme Leistungen ein, in dem Fall sicher mehrere Lehrer, durch guten Unterricht und Vorleben bewirken können – trotz ihrer zeitlichen Belastungen, wirkten die Jugendlichen keinesfalls überanstrengt, sondern waren offensichtlich voller Freude über den Applaus und überdies durchgehend hoch sensibel im gemeinsamen Spiel mit den anderen. Trotz des umfangreichen Programms folgten zwei Zugaben, die das Publikum dankbar entgegennahm. Im nächsten Jahr feiert das PJKO sein 30jähriges Bestehen. Wir dürfen uns auf ein Wiedersehen/-hören freuen.
Christiane Giesen

Foto: Christiane Giesen