Landgemeinde Hochburg der Musikkultur

Grassau gedenkt seines Ehrenbürgers Wolfgang Sawallisch zum 100. Geburtstag mit einem Konzert

Vor gut 20 Jahren war in Grassau die „Wolfgang-Sawallisch-Stiftung“ gegründet worden, und bis zu seinem Tod im Jahre 2013 erlebte der berühmte Dirigent mit Wohnsitz in Grassau noch deren Wachsen und Erstarken. Anlässlich des 100. Geburtstags, den Sawallisch in diesem Jahr erlebt hätte, luden die Marktgemeinde Grassau und ihre kommunale Musikschule zu einem Konzert.

Erinnerung an den Maestro

Der Hefter-Kultursaal war voll besetzt mit Musikinteressierten, Musikschülern und deren Familien, mit Musikern und den Musikschulleitern Wolfgang Diem und Otto Dufter, mit den Stiftungsvorständen Paul Bischof und Robert Höpfner, Gästen aus der Politik und Vertretern des kulturellen Lebens in der Region Dr. Thomas Goppel, Staatsminister a. D. und Ehrenpräsident des Bayerischen Musikrats, erinnerte an seine Begegnungen mit dem Maestro, an dessen Bescheidenheit, großes Wissen, leisen Humor, Fingerspitzengefühl, aber auch Bestimmtheit in der Durchsetzung seiner Vorstellungen. Lokal und global habe er Großes geleistet in der Kulturvermittlung. Laut Bürgermeister Stefan Kattari hat die Marktgemeinde mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Sawallisch eine klare Botschaft verbunden: Kultur habe in Grassau einen hohen Stellenwert, sie halte die Gesellschaft zusammen. Hohe Leistungen seien das Ergebnis, wenn „Breite und Spitze gefördert werden.“ Höpfner, Stiftungsvorsitzender und früherer Geschäftsleiter im Grassauer Rathaus, betonte Sawallischs Bescheidenheit, der den Beruf des Dirigenten als eine „nachschöpfende“ Aufgabe gesehen habe, die dem Werk und dem Komponisten Rechnung tragen solle. Höpfner erinnerte augenzwinkernd daran, dass 1977 quasi von Grassau aus mit der Weltraumsonde Voyager 2 ein Gruß ins All geschickt wurde: an Bord eine Datenplatte, die auch die Arie der Königin der Nacht aus der „Zauberflöte“ enthielt, gespielt vom Orchester der Bayerischen Staatsoper unter Sawallischs Leitung. Diem und Dufter ha􀀁en Sawallischs Kontakte zur Musikschule über viele Jahre miterlebt. Sie schilderten anerkennend, dass, beginnend mit Hans-Josef Crump, dem ersten Musikschulleiter ab 1975, Sawallisch zunehmend Verständnis für die breite Nachwuchsförderung der Kinder und Jugendlichen entwickelte. Auch die regionale Volksmusik gewann seine Bewunderung. Das musikalische Programm an diesem Abend zeichnete 20 Jahre Stiftungs- und Musikschularbeit nach. Die ersten stiftungsgeförderten Jugendlichen, heute gestandene Musiker, traten zuerst auf: Sebastian Krause, Katharina Waldherr, Lothar Beyschlag und Konrad Müller, gefolgt vom „Horntrio“ mit Lena Wastlhuber, Fanny Fakler und Elias Walter sowie dem jungen Ensemble „Easy Brass“ mit Maximilian Schneider, Maximilian Ludwig, Naomi Prasser und Lukas Kreitmair. Die junge, bereits preisgekrönte Geigerin Alicia Pfaffinger wurde ins Jugendorchester der Bayerischen Staatsoper „Attacca“ aufgenommen. Der Auftritt der Posaunisten der Musikschule „Die Staubsauger“ mit Solist Anton Kluger ließ aufhorchen. Es folgte die „Klarinettenmusi“ mit Verena Hacher, Franziska Schneider, Lucia Schuster, Leonhard Lahner (Posaune), Louisa Muschalla (Harfe) und Lukas Auer (Steirische Harmonika). Die „Buxbaam Soatnmusi“ spielte einen Walzer, komponiert von Benedikt Landenhammer, Ensemblemitglied und Musiklehrer. Der früh von der Stiftung geförderte Klavierschüler Lukas Lewerentz ist inzwischen studierter Philosoph und Hochschullehrer. Er überzeugte mit Improvisationen am Flügel. Die Pianistinnen Lei Meng und Beatrice von Kutzschenbach – beide unterrichten an der Musikschule Grassau – brillierten vierhändig mit den „Eskapaden eines Gassenhauers“, einer Komposition von Karl Hermann Pillney. Ein hervorragender Auftritt reihte sich an den nächsten – alle Mitwirkenden hä􀀁en eine Erwähnung verdient.

Hommage an Crump

Eine besondere Ehrung ging an die Musikschulleiter: Der Bürgermeister überreichte Diem und Dufter die Ehrennadel des Bayerischen Musikschulverbands für ihre jahrzehntelange Arbeit zugunsten der Musikschule. Das „Grassauer Blechbläser Ensemble“ beschloss das Konzert mit dem Vorspiel zu Wagners Oper „Die Meistersinger“, ein bedeutsames Stück für Sawallisch. Als Zugabe und Hommage an Crump, den im vergangenen Jahr verstorbenen Gründer der Musikschule, spielte das Ensemble „Guten Abend, gute Nacht“ von Johannes Brahms, ein Stück, das dieser geliebt hatte.

 

Bericht: Uta Grabmüller, Foto: Thomas Mix

Erschienen in: OVB / Chiemgauzeitung am 22.11.2023