Konzertkritik des Stiftungskonzertes am 01.02.2020 in der Achentalhalle

Musikanten und Zuhörer feiern Stiftungskonzert der Musikschule

Unterwössen. Sie beschenkten sich wechselseitig im Stiftungskonzert der Musikschule, die jungen aufstrebenden Talente der Schule und die rund 400 Zuhörer in der Achentalhalle des Alten Bades. Heraus kam ein Konzert aus einem Guss mit immer besonderen, oftmals erstaunlichen Leistungen quer durch alle Altersklassen der jungen Musikanten.

Drei Stunden, 30 Stücke spielten sie auf. Reibungslos gelang das nur, weil Schülerinnen und Schüler schon am Nachmittag eine Ablaufprobe durchlaufen hatten. Jetzt am Abend, war nicht nur deshalb gerade für die Jüngsten der Auftritt eine Herausforderung. Die Musikschulleiter Wolfgang Diem und Otto Dufter, die den Abend moderierten, riefen mehrere Interpreten zugleich auf die Bühne. Dort hieß es die Moderation und die anderen Auftritte abzuwarten. Warten, oben, allein auf der Bühne, 400 Leute, die erwartungsvoll zu einem hinaufschauten. Bei vielen jungen Musikern war die Nervosität spürbar. Und dennoch, es wurden allzeit gelungene Auftritte auf hohem, oft erstaunlichem Niveau.

Und da kamen die Zuhörer ins Spiel. Zuhörer, die aufmerksam und konzentriert die Auftritte verfolgten. Sie spendeten jeweils überaus kräftigen Applaus. Und über die jungen, oft verlegenen Gesichter zog ein breites Lächeln. Mit Auftritten Selbstbewusstsein zu tanken, hilft den jungen Leuten, die sich beinahe regelmäßig in Wettbewerben präsentieren.

Zwölf Ensembles traten an, dann wieder erstaunliche Solisten. Greifen wir ein paar heraus. Die beiden jungen Madeleine Hooper und Naomi von Schroeders spielten vierhändig am Flügel Ludwig van Beethovens „Ich denke dein“. Das Klarinettenquintett von jugendlichen Dirndln überzeugte in einem sympathischen Cha Cha Cha mit Tanzeinlagen. Das Querflötenquintett ließ einen Zug über die Bühne fahren. Und am Ende des ersten Teiles traten mit Easy Brass sehr junge Blechbläser auf und spielten das Publikum mit Brass Bandas „Autobahn“ in die Pause. Die jungen Künstler standen noch ganz unter dem Eindruck einer der letzten Proben. Da besuchte Ex-Musikschüler Stefan Dettl von Brass Banda ihre Probe. Er spielte mit und brachte ein paar Tipps.

Höhepunkte des ersten Teils boten die Solisten. Die Jugendlichen Michaela Döllerer mit der Klarinette und Hannah Kink mit der Flöte begeisterten besonders. Mit einer Ausnahme traten dann im zweiten Teil noch weiter fortgeschrittene Jugendliche auf und das Publikum bekam einiges zu staunen. Selten schön Valentin Kunst mit der Klarinette und Josef von Radowitz und Max Gräf vierhändig am Flügel. Ganz besonders Lilian Pavlak mit ihrer Violine, die auf dem Sprung in das Jugendorchester am Mozarteum ist. Martin Reiser mit dem Horn, Katarina Hackl am Klavier ernteten viel Beifall. Und Rupert Schillinger mit der Tuba und Fiona Kent mit der Harfe überraschten nicht nur durch ihr Können: Eine Tuba im Vordergrund, begleitet vom Klavier, oder eine Konzertharfe, die ihre ganze Vielfalt im Flamenco beweist, das brachte kräftigen Extraapplaus. Gegen Ende wechselten die Musikthemen in die Volksmusik. Dazu sprachen einige Zuhörer einen Wunsch aus. Einen Tanzabend mit diesen jungen Volksmusikern, das wäre es. Mitreißend und schmissig brachten Finger G’spui, die ReDur Musi und die Knopf Soat’n Blech Blosn mit dem WGMX Marsch, der Skitourenpolka und Herbert Pixners Beautiful Seeres ins Alte Bad. Solist in der Volksmusik war der Jüngste des zweiten Teils Lukas Auer mit seiner Diatonischen Harmonika.

Den Schlusspunkt setzte Grass Brass, eine der bekanntesten Formationen der Musikschule und Bundessieger „Jugend musiziert“. Verstärkt um Musikschulleiter Wolfgang Diem und Schlagzeuger Julian Steffl ließen sie mit einer Reise durch die Blechbläserstile mit Martin Eckmanns „Going fuat“ das Publikum staunend zurück.

Die Zuhörer bedankten sich mit ihren Spenden für einen wundervollen Abend. Das Geld, wie auch die Einnahmen der Eltern unter Leitung der Fliegeralm-Wirtin Michaela Mix aus Getränken und Catering geht an die Wolfgang Sawallisch Stiftung mit Vorstand Robert Höpfner und die Hans und Erna Eigner Stiftung mit Andrea Rath-Kerscher. Höpfner fand in einem kurzen Redebeitrag „Von einem solchen Abend wäre der verstorbene Professor Sawallisch begeistert gewesen.“. Sawallisch habe die Musikschule für eine der bedeutendsten in Deutschland gehalten, weil es der wie selten gelänge, die Freude am Musizieren zu vermitteln. Höpfner zählt nach: „Die ersten Schritte in der Musikschule führten für insgesamt 50 Schüler in den Abschluss eines Musikschulstudiums.“ Zurzeit fördere allein die Sawallisch Stiftung 19 Einzelschüler und sieben Ensembles.

Und doch verwies Höpfner mit Musikschulleiter Wolfgang Diem darauf, wie schwierig in der Niedrigzinsphase das Leben der Stiftungen ist. Sie finanzieren sich derzeit überwiegend über Spenden. Das Geld ist gut angelegt findet Höpfner mit Professor Sawallisch: „Musik bewirkt eine wichtige Prägung bei den jungen Menschen.“ Höpfner beschreibt die Bedeutung der Stiftungen. Die ermöglichen jungen Talenten Unterricht, den die Eltern nicht immer finanzieren können. In der Ensembleförderung mildern sie die finanzielle Doppelbelastung aus Einzelunterricht und Ensembleunterricht. Und der Erfolg gibt der Musikschule und der Stiftung recht.

Allein die zwölf Ensembles dieses Abends sind sichtbares Zeichen eines langen Weges von der Einzelausbildung bis zum Zusammenspiel mit anderen. Zwölf Ensembles in einem Konzert sind zudem Ausdruck einer großen Musikschule mit über 1000 Schülern in sieben Zweigstellen. Über 1000 Schüler und das breite Instrumentenspektrum bieten reichlich Variationen, sich im Ensemble zusammen zu finden, sehen es die Musikschulleiter Wolfgang Diem und Otto Dufter im Gespräch. Von beiden erfuhren wir zudem: Der Abend brachte mit 2800 Euro einen Benefizrekord.

fg