Kontrabass in Concert – was mit dem „dicken Exoten“ möglich ist

Kontrabass in Concert – was mit dem „dicken Exoten“ möglich ist

Die Kontrabassisten des Bayerischen Staatsorchesters zu Gast in Grassau bei der Wolfgang-Sawallisch-Stiftung

Bei einem außergewöhnlichen Konzert am 10. April 2022 konnte man die unglaubliche Faszination des Kontrabasses erleben. Die Bassisten des Bayerischen Staatsorchesters aus München, das zu Recht als eines der weltweit führenden Opern- und Konzertorchester gilt, waren zu Besuch im Hefter Kultursaal in Grassau.

v.l.n.r.  Florian Gmelin, Alexandra Hengstebeck, Thomas Herbst, Thomas Jauch, Andreas Riepl, Wieland Bachmann, Reinhard Schmid, Thorsten Lawrenz, Vicente Salas Ramirez, Blai Gumí Roca

Marion Tippmann-Böge führte im Vorfeld ein Gespräch mit Andreas Riepl, Kontrabassist und Orchestervorstand im Bayerischen Staatsorchester.

Im Theaterstück von Patrick Süskind „Der Kontrabass“ heißt es: „Jeder Musiker wird ihnen gern bestätigen, dass ein Orchester jederzeit auf den Dirigenten verzichten kann, aber nicht auf den Kontrabass.“ .“…. Wie viele Kontrabassisten des Bayerischen Staatsorchesters spielen denn beim Konzert in Grassau und in welcher Zusammensetzung?

Andreas Riepl: Genau, man merkt es meistens erst dann, was fehlt, wenn die Bässe nicht mitspielen. Wir werden in Grassau insgesamt zu neunt auftreten, aber es wird auch einige Werke geben, die als Quartett für nur vier Kontrabässe geschrieben sind.

Die wenigen Stücke für Kontrabass klingen weich, durch die Kraft und Fülle der dicken Bass-Saiten klingt eine Linie auch in ganz hohen Lagen betörend schön. Was werden Sie in Grassau spielen? Ich habe von einer Uraufführung gehört?

Andreas Riepl: Wir werden einige Werke aus der Opernliteratur spielen, denn wir sind nun mal im Münchner Nationaltheater zu Hause. Daneben u.a. Bearbeitungen von Tangos und tatsächlich sogar eine Uraufführung eines Werkes für acht Kontrabässe. Das sollte schon vor zwei Jahren das Licht der Welt erblicken, aber wegen der Corona-Pandemie hat es bis jetzt gedauert, bis wir das Stück endlich präsentieren können. Es wird sehr unterhaltsam, soviel kann ich schon mal verraten.

Und noch was sagt der Instrumentalist im Roman: „Nein, geboren wird man wirklich nicht zum Kontrabass. Der Weg dorthin führt über Umweg, Zufall und Enttäuschung……“. Wie sind Sie denn zum Kontrabass gekommen?

Andreas Riepl: Ich konnte tatsächlich nicht Nein sagen…im Schulorchester gab es keinen Kontrabassisten mehr und ich wurde gefragt, ob ich nicht Lust hätte, dieses Instrument zu lernen. Aber heute bin ich natürlich sehr dankbar für dieses Ja.

Prof. Dorin Marc hatte kürzlich einen erfolgreichen Meisterkurs in der Wolfgang-Sawallisch-Stiftung mit einem gelungenen Abschlusskonzert, wo Studierende in eindrucksvoller Weise ihr Können gezeigt haben. Sie haben ebenfalls u.a. bei Prof. Marc in Nürnberg studiert, ist das richtig?

Andreas Riepl: Ja, das ist richtig. Von 2003 bis 2009 habe ich in Nürnberg bei Prof. Marc studiert und er hat mich natürlich geprägt wie kein anderer, was das Kontrabassspielen angeht. Und er ist mir als Mensch und Lehrer ein sehr großes Vorbild.

Der Kontrabass ist das größte und das am tiefsten klingende Streichinstrument. Die Töne beim Kontrabass klingen tiefer und dumpfer als beim Cello. Er ist oft größer als seine Spieler. Normal hat er vier Saiten. Im Sinfonieorchester kommen häufig auch Kontrabässe mit einer fünften Saite zum Einsatz. Trifft das auch auf Ihre Bässe zu? Was ist das Besondere an ihren Kontrabässen?

Andreas Riepl: Wir werden alle auf Kontrabässen in Solo-Stimmung spielen, d.h. die leeren Saiten klingen einen Ton höher als beim normalen Kontrabass (FIS1-H1-E-A). Zudem sind die Solo-Instrumente in der Regel ein wenig handlicher als die dicken Orchesterbässe. Trotzdem ist es nicht immer ganz einfach, die hohen Töne, die es im Ensemblespiel natürlich auch braucht, aus dem Instrument zu kitzeln.

Das Konzert wird von der Wolfgang-Sawallisch-Stiftung veranstaltet? Verbindet Sie persönlich etwas mit Prof. Wolfgang Sawallisch, dem ehemaligen GMD des Bayerischen Staatsorchesters?

Andreas Riepl: Ich habe Prof. Sawallisch leider nicht mehr persönlich erleben dürfen, aber er lebt in den Erinnerungen und Berichten der älteren Kolleg*innen fort und ist selbstverständlich ein wesentlicher Teil der Geschichte unseres Orchesters. Umso schöner, dass mit dem Konzert in Grassau auch wir jüngeren Kollegen einen besseren Bezug zu ihm aufbauen können!

Frage nach dem Kulturleben in der heutigen Zeit? Zuerst Corona Pandemie und jetzt darüber hinaus der Krieg in der Ukraine. Wie schätzen Sie die Bedeutung von Kultur insbesondere von Konzerten in diesen Zeiten ein?

Andreas Riepl: Das ist natürlich eine schwierige Frage. Ich denke, dass wir die Bedeutung von Kultur und speziell der Musik in Zeiten wie diesen gar nicht hoch genug einschätzen können. Die Musik kann Trost spenden, Gemeinschaft stiften und zum Frieden beitragen, wenn auch erstmal nur zum Frieden im Herzen der Zuhörenden, aber das wäre schon ein wichtiger erster Schritt.

Ich danke Ihnen vielmals für das Gespräch und nun freuen wir uns umso mehr auf das Konzert, das sicherlich eindrucksvoll zeigen wird, was mit dem „dicken Exoten“ möglich ist. Auf dem Programm stehen wie gesagt berühmte Opernstücke von Verdi, Masagni und Puccini, finnische Tangomusik sowie die Uraufführung einer Auftragskomposition von Heribert Feckler.

Interview Marion Tippmann-Böge für die Wolfgang-Sawallisch-Stiftung