Gesprochene Musik von Carl Orff in der Villa Sawallisch

Dort, wo sonst eher klassische Instrumente erklingen, entführte Klaus Wittmann nur mit seiner einzigartigen sonoren Stimme und seinen Händen in einer authentisch altbairischen Mundart und als profunder Kenner die Zuhörer in die Welt von Carl Orffs Werk „Bairisches Welttheater“.

Der Tölzer Profi-Sprecher und Rezitator meinte dazu: “Wie Sie vielleicht wissen, war Wolfgang Sawallisch nicht ganz unbeteiligt daran, dass im Jahre 1975 zum 80. Geburtstag von Carl Orff seine Büste im Königsaal der Bayerischen Staatsoper enthüllt wurde. Allein das ist schon ein trefflicher Grund, dass Orff hervorragend in die Sawallisch Villa gepasst hat und ich denke, das Publikum hatte an den Orff-Werken seine Freude daran……“

Der weltbekannte Künstler und Komponist wird vor allem mit der Vertonung der Carmina Burana in Verbindung gebracht, aber Wittmann ist in ganz Deutschland der Einzige, der die Rechte an sämtlichen Orff-Werken besitzt, diese in Form von Lesungen aufzuführen, denn er möchte, „dass die Werke von Orff nicht in Vergessenheit geraten.“

Passend umrahmt wurde die Veranstaltung von vier jungen Bläsern der Grassauer Musikschule unter der Leitung von Wolfgang Diem. „Easy Brass“ spielte u.a. „Dreher & der Schimmi“ von Carl Orff.

Im ersten Teil trug Klaus Wittmann die unterschiedlichsten Charaktere der Bairischen Gauklerkomödie „Astutuli“ mit verschiedenen Stimmlagen so vor, als ob ein komplettes Theaterensemble samt Chor und Orchester auf der Bühne stand, obwohl er ganz alleine an einem Tisch saß. Dieses zeitlose Stück zeigte dem Publikum die Welt der Superschlauen auf, welche sich gegenseitig über den Tisch ziehen, ohne es rechtzeitig zu merken.

Im zweiten Teil folgte mit der „Bernauerin“, die bekannte Liebestragödie aus dem 15. Jahrhundert des bayerischen Herzogsohns Albrecht und der Augsburger Baderstochter Agnes Bernauer. Auch hier hörte man die galoppierenden Pferde (mittels Trommeln auf dem Tisch) ganz deutlich genauso wie das Plätschern der Donau bei Straubing, in der Agnes im Auftrag von Herzog Ernst als Hexe ertränkt wird. Und schließlich verstummten die immer wiederholenden lauten Schreie Albrechts nach Agnes, Agnes, Agnes…, als der Tod seines Vaters verkündet wird.

Die einzelnen Szenen – so grandios vorgetragen – erschienen wie ein Film vor den Augen der Zuhörer. Auch wenn man sich in die Sprache der Stücke vielleicht erst ein wenig hineinhören musste, wurde von Wittmann eine Klangwelt wie gesprochene Musik auf die Bühne gezaubert.

Belohnt durch begeisterten Applaus verkündete Klaus Wittmann schließlich, dass er 2024 mit Ludwig Thomas „Heilige Nacht“ gerne wiederkommt nach Grassau in die Villa Sawallisch.

@ Beitrag und Fotos von Marion Tippmann-Böge