Geschichten rund um die Jazzmusik

August Zirner, Sven Faller und Philipp Stauber begeistern bei Konzert in der Villa Sawallisch

Dass in der Sawallisch-Villa Hinterm Bichl in Grassau nicht nur klassische Musik auf höchstem Niveau zuhause ist, bewies der vollständig ausverkaufte Abend mit »Jazz Stories« im großen Kammermusiksaal der Villa. Der aus Film und Fernsehen bekannte Schauspieler und Grimme-Preisträger August Zirner, der seit Jahrzehnten im Chiemgau beheimatet ist, las Kurzprosa und geistreiche, nachdenkliche bis meditative Texte über die Entstehung und Bedeutung des Jazz. Darüber hinaus präsentierte er sich dem begeisterten Publikum als versierter Querflötenspieler. Die ebenso sehr bekannten Ensemblemitglieder Sven Faller, Bass, und Philipp Stauber an der Gitarre erwiesen sich zu Dritt als wunderbar aufeinander eingestimmtes Team, das sich lediglich durch Blicke und kleine Gesten bestens zu verständigen wusste. Als erstes las Zirner einen Text über einen Menschen, dessen Antlitz sich im Wasser spiegelt. Je mehr er sich darauf einlässt, erscheinen die vier Ichs dieser Person, die allerdings mindestens eines dieser Ichs selbst nicht kennt. Anhand dieser geistigen Bilder ins Nachdenken versetzt, spielten die Drei Musiker Jazzmelodien von Duke Ellington, der – geboren 1899 in Washington – zu einem der berühmtesten und einflussreichsten amerikanischen Komponisten und Jazzmusiker wurde. In den folgenden Texten versuchte der frühere Burgschauspieler der wechselvollen Geschichte des Jazz, seiner bis heute nicht ganz geklärten Entstehung und seiner Wirkung auf die Spur zu kommen. Er zitierte zum Beispiel den einst sehr berühmten Dirigenten Wilhelm Furtwängler (1886 in Berlin geboren), der 1929 »Jazz ist die untreue Geliebte« gesagt hatte. Jazzmusik sei »wesenlos « und die des »entwurzelten Seins«, so dass er ihr folglich nur eine kurze Lebensdauer voraussagte. Weit gefehlt, wie wir heute wissen. Im Jahr 2009 verabschiedete das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten eine symbolische Resolution zu Ehren des berühmten Jazz-Trompeters Miles Davis (1926 bis 1991) und zur Bekräftigung, dass »Jazz ein nationales Kulturgut « ist. In Hochstimmung versetzt wurden die Zuhörer auch nach der Pause durch die perfekt gespielten Jazzmelodien zum Beispiel von Miles Davies, wobei die Querflöte Zirners den Part der Trompete übernahm. Herbie Hancock und weitere eindrucksvolle Geschichten zum Jazz und seiner Protagonisten, wie Franz Schmidt oder Monk’s Music folgten. Quintessenz: »Was Jazz wirklich ist, wissen wir nicht«. Auf jeden Fall »eine Würdigung alles Lebendigen und was ihm entsprungen ist«. Der Applaus wollte nicht enden, sodass die Musiker immer wieder auf die Bühne mussten und das Publikum mit Zugaben begeisterten.

 

Bericht und Foto Christiane Giesen

Erschienen in Traunsteiner Zeitung am 18.11.23, OVB/Chiemgau Zeitung am 20.11.23