Die enge Verbundenheit mit dem Musiker und Mensch Sawallisch gewürdigt

Festveranstaltung zum 100. Geburtstag von Prof. Wolfgang Sawallisch in seiner Villa in Grassau

Ende August wäre Professor Wolfgang Sawallisch 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass fand ein Festkonzert mit vielen geladenen Gästen in seinem ehemaligen Anwesen, der Villa Sawallisch, in Grassau statt. Mit dabei waren vier Dirigenten und drei Pianisten sowie Weggefährten von Prof. Sawallisch.

Durch das anspruchsvolle Programm führte Paul Bischof, der Vorstandsvorsitzende der Wolfgang-Sawallisch-Stiftung. Er begrüßte alle Anwesenden mit den Worten: »Die wenigsten unter uns hatten das Glück, Wolfgang Sawallisch näher kennengelernt zu haben. Was uns heute Abend aber alle zusammenbringt, ist der Wunsch, die enge Verbundenheit mit dem großen Dirigenten als Künstler und Mensch zu spüren und aufleben zu lassen.«

Wolfgang Sawallisch war stolz darauf, der erste echte Münchner gewesen zu sein, der die bayerische Staatsoper geleitet hat. So las Christoph Poppen, Professor an der Hochschule für Musik und Theater München, ein Grußwort von Kent Nagano vor. Dieser war von 2006 bis 2013 Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper, sodass er den Maestro insbesondere bei mehreren Konzerten in Grassau bis zuletzt noch persönlich getroffen hat. Und Robert Höpfner vom Vorstand der Sawallisch-Stiftung trug das Grußwort des derzeitigen Intendanten Serge Dorny vor.

In beiden Grußworten wird Sawallisch als große Persönlichkeit hervorgehoben, welcher nicht erst als Grandseigneur in Erscheinung getreten ist, sondern bereits in seinen jungen Jahren »große Bedeutung hatte für das Musikleben in seiner Heimatstadt München, Deutschland und weit darüber hinaus in der internationalen Musikwelt.«

Nach den Worten von Robert Höpfner zeigt sich dies dann auch daran, dass an dieser Stelle, wo der Maestro und Stiftungsgründer Wolfgang Sawallisch zuhause war, der hochklassigen Musik eine Heimat gegeben wird. Denn die Musikakademie trägt ganz im Sinne von Wolfgang Sawallisch dazu bei, dass auch die nachfolgende Musikergeneration die hergebrachten Kompositionen meisterlich zu Gehör bringen.

Und eine dieser Musikerinnen ist die Repräsentantin der Stiftung in Japan und internationale Konzertpianistin Tomoko Sawallisch. Als angeheiratete Nichte war es ihr eine besondere Ehre, auf dem Flügel des Maestros die »Fantasie Brillante« zu spielen, ein Stück des österreichischen Komponisten Carl Czerny, welches dem allgemeinen Publikum weniger bekannt ist, aber als Pflichtstück eines jeden Pianisten gilt, wie auch bei Wolfgang Sawallisch, den sie schon als Kind in Japan verehrt hatte. Daher hätte sie sich nie träumen lassen, dass sie später einmal in seiner Villa an seinem Flügel spielen würde. Ein fröhliches Stück über Mozarts »Hochzeit des Figaro« mit einer rasanten Steigerung zum Schluss, fulminant gespielt.

Sabine Sauer las mit vertrauter Stimme einige Passagen aus dem Buch mit den persönlichen Lebenserinnerungen von Wolfgang Sawallisch. Man erfuhr zunächst, dass er mit 5 Jahren das Klavierspielen lernte und bei seinem ersten Opernbesuch mit 11 Jahren bereits beschloss, Kapellmeister zu werden. Die Passagen über seine Ehefrau und große Liebe Mechthild wurden ebenfalls vorgelesen, während Tomoko Sawallisch mit zwei kurzen Stücken von Mozart die Lesung begleitete.

Da Wolfgang Sawallisch aber auch stets ein begnadeter Liedbegleiter war, wurden nach der Pause Arien und Lieder von Richard Strauss dargeboten, den Sawallisch sehr verehrt hat. Von »Liebe zur Trauer durch die Hoffnung zur Liebe« sangen Opernsängerin Christiane Libor, ihr Basskollege Stephan Klemm und die Sopranistin Stefanie Iranyi, begleitet von deren Ehemann Asher Fish am Flügel. Fröhlich mit der Arie »Sei mir wieder gut« und dramatisch »Es gibt ein Reich« aus Ariadne auf Naxos begannen die beiden Sängerinnen, gefolgt von den drei Liedern »Allerseelen«, »Cäcilie und Zuneigung« sowie »Morgen«. Passend zum Anlass schloss Stephan Klemm mit der Arie des Morosus »Wie schön ist doch die Musik«, welche im Publikum ein mehrfaches Lächeln hervorlockte. Als Zugabe dufte ein Terzett aus »Cosi fan Tutte« vom weiteren Lieblingskomponisten Wolfgang Amadeus Mozart nicht fehlen.

Zum Ende trat mit Dr. Rainer Bischof noch ein Zeitgenosse von Professor Wolfgang Sawallisch auf die Bühne. Der Wiener ist ebenso gelernter Dirigent, bezeichnet sich selbst jedoch als Philosoph, Kunstmanager und passablen Komponisten. Als Jugendlicher schon bewunderte er Wolfgang Sawallisch während dessen Zeit (1960 bis 1972) bei den Wiener Symphonikern, deren Generalsekretär Dr. Bischof später werden sollte.

Den Abschluss bildete ein weiteres brillantes Klavierstück zu vier Händen von Felix Mendelssohn-Bartholdy, diesmal gespielt von Tomoko Sawallisch und der Nachwuchspianistin Vivian Walser, ganz im Sinne des Geehrten, welcher insbesondere die jungen Musiker fördern wollte.

Alles in allem war es ein würdevoller Abend für einen »Bescheidenen unter den Großen seiner Zeit.« Zu seinem 100. Geburtstag richtet die Wolfgang-Sawallisch-Stiftung ihrem Gründer noch weitere Festkonzerte im Oktober und November in seiner Villa und im Grassauer Hefter-Saal aus. Genaue Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen und Konzerten gibt es auch online unter www.sawallisch-stiftung.de.

 

Bericht und Fotos: Marion Tippmann-Böge

Veröffentlicht in der Chiemgau Zeitung 02.09.2023 und im Traunsteiner Tagblatt 09.09.2023