Begeisterndes aus »Jazz meets Classic«

Pianistin Lilian Akopova und Geiger Matthias Well bei Konzert in der Villa Sawallisch

Dass in der Sawallisch-Villa Hinterm Bichl in Grassau nicht nur klassische Musik auf höchstem Niveau zuhause ist, bewiesen die zwei vollständig ausverkauften Veranstaltungen der Pianistin Lilian Akopova und des Geigers Matthias Well. In der Reihe »Jazz meets Classic« spielten sie im großen Kammermusiksaal der Villa Stücke der verschiedensten Komponisten, deren Kompositionen von der Jazzmusik inspiriert sind.

Dass Matthias Well Musik im Blut und gleichsam mit der Muttermilch eingesaugt hat, versteht sich von selbst, stammt er doch aus der berühmten Well-Familie und ist Sohn des großen Tubisten Michael Well. Durchweg jugendlich, fröhlich, voller Temperament spielten die beiden hervorragend miteinander harmonierenden Musiker eingangs die »Bluessonate« des 1875 in Frankreich geborenen Komponisten Maurice Ravel in drei Sätzen, deren letzter Satz – Perpetuum mobile. Allegro – in seiner grandiosen Atemlosigkeit für die Musik des ganzen Abends und ihrer Interpreten stehen könnte.

Als großer Bewunderer von Ravel galt Astor Piazzolla, dessen »L`histoire du Tango« im Konzert folgte, daraus »Nightclub 1960«. Abwechselnd gaben Matthias Well oder Lilian Akopova interessante und unterhaltsame Geschichten zu den gespielten Stücken zum Besten. Zum Beispiel, dass die Argentinier zur Entstehungszeit dieser Geschichte des Tango keineswegs damit einverstanden waren, dass Piazzolla Tangomusik mit klassischer Musik vermengte – heute ist alles anders. Kaum ein Argentinier wird heute wohl nicht stolz auf seinen großen Komponisten sein. Vor der Pause erklang noch die »Carmen Fantasy« von dem russischen Komponisten Alexander Rosenblatt, Jahrgang 1956, den Lilian Akopova persönlich während ihres Musikstudiums in Kiew kennenlernte. Rosenblatt beschäftigte sich schon während des Studiums viel mit Jazz, so dass sein Werk geprägt ist von virtuoser Eleganz und dem Zusammenwirken zwischen Jazz und zeitgenössischer Musik.

Auch in der Pause versetzte die gehörte Musik die Besucher in Hochstimmung, so dass sie angeregt diskutierten, auch über die Biografien der Musiker. Lilian Akopova wurde 1983 in Armenien geboren, wuchs in Kiew auf und lebt jetzt in München. Von frühester Jugend an gewann sie die renommiertesten Musikpreise, darunter zum Beispiel den Busoni-Klavierwettbewerb in Bozen. Nach gefeierten Konzerten in den größten Konzertsälen weltweit wurde Akopova 2014 ECHO-Klassik-Preisträgerin.

Nach der Pause folgten ebenso beeindruckende Stücke, zum Teil frei improvsiert, so von Coleridge-Taylor Perkinson, 1932 in Northcarolina geboren, der »Lousiana Blues Stut« für Solo-Violine, den Matthias Well begeisternd spielte, ebenso seine Partnerin die »Variationen« für Solo Klavier von Nicolai Kapustin. Zum Schluss erklang von den beiden Musikern zusammen »das vielleicht verrückteste Stück«, wie Well es ausdrückte, »Le boeuf sur le toit« (Der Ochs auf dem Dach) von Darius Milhaud.

Der Applaus wollte nicht enden, so dass die Musiker immer wieder auf die Bühne mussten und das Publikum mit mehreren Zugaben erfreuten. Beide versprachen, wieder nach Grassau zu kommen.

 

Bericht und Foto: Christiane Giesen